dot.coaching erklärt - Die Organisation mit LEGO Serious Play ändern? Ein How-to.

Tobias Ellenberger
16. August 2018

Neulich stand ich vor der Herausforderung, mit einer Organisationseinheit in einem zweitägigen Workshop eine Struktur der Zusammenarbeit, eine Re-Org, zu erarbeiten. Ziel war wie immer, eine Efficient Organisation zu erreichen.

In den klassischen LEGO Serious Play (LSP) Application Techniques - kurz AT - gibt es dazu Ansätze, aber kein wirklich passendes Workshop-Script. Also musste etwas Neues erfunden und entwickelt werden. Gerne teile ich das Wissen mit euch.

 

Ausgangslage

Die Organisationseinheit, mit der ich zwei Tage lang arbeiten durfte, umfasste 5 Teams. Von Beginn weg war klar, dass wir mehr Themen als Teams und weniger Mitarbeiter als Themen haben. Neben der Fokussierung und dem Neuausrichten der Teams ging es folglich auch um die Strukturierung und Priorisierung der Arbeit. Diesen Teil, die Strukturierung und Priorisierung der Arbeit, behandle ich nicht in diesem Blog. 

Einsatz der Methode LSP

LEGO Serious Play kennt sieben definierte Application Techniques, kurz AT. Mit diesen definierten AT lassen sich sehr viele Workshops sehr einfach und schnell konzipieren. Viele leiten daraus den Irrtum ab, dass LSP einfach sei.

Bisschen LEGO spielen und dann kommt das schon gut.

Wir beobachten aktuell eine Tendenz im Beratermarkt, die dem Kunden vermittelt, dass es mit einer Kiste LEGO alleine schon fast getan ist. Dem ist nicht so. Die AT sind nur die Basis, das methodische Fundament. Zentral in der Anwendung von LSP sind die Fragestellungen, der rote Faden und die damit verbundene Entwicklung eines systemisch aufbauenden Konzeptes, mit klarem Ziel und Fokus. LEGO selbst ist dann "nur" noch das Tool, allerdings ein mächtiges, um die Teilnehmenden eines Workshops zu aktivieren und zu involvieren.

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Herausforderung

Wie wir gerade gelernt haben, können wir für so einen Workshop nicht einfach nur eine Kiste LEGO mitnehmen und dann beobachten, was passiert. Es reicht auch nicht, ein klares Ziel zu nennen, und danach zu hoffen, dass das Team sich selbst organisiert. So ein Workshop muss moderiert und strukturiert geführt werden. Wie habe ich das also gemacht?

Phase 1 - Erstellen eines individuellen Modells

Jeder Teilnehmende erhält eine kleine LEGO Platte. Auf dieser baut er ein individuelles Modell seiner Rolle. Im LSP Jargon reden wir hier von der AT1. In diesem Modell können Aufgaben, Ziele, Hürden, Prioritäten und so weiter enthalten sein. Jeder Teilnehmende ist frei, sein persönliches Modell zu bauen. Einzig die Grundplatte ist für alle vorgegeben und muss somit verwendet werden.

Phase 2 - Erklären und positionieren des individuellen Modells

Die individuellen Modelle eines jeden Teilnehmenden werden eines nach dem anderen erklärt und auf einer grossen Fläche positioniert. Die Erklärung ist nicht ein Monolog, sondern der Dialog des Einzelnen mit dem Team. Das gesamte Team darf also Fragen stellen, um mehr Klarheit über das Modell zu erhalten. Mit der Positionierung werden erste Verbindungen gesetzt. Dazu verwenden wir die schwarzen Fäden aus dem LSP Conneciton Kit (mehr dazu im Footer dieses Blogs). Die Verbindungen repräsentieren, ob Mitarbeiter A mit Mitarbeiter B zusammen an einem gleichen Thema arbeiten, bzw. sich generell in ihrer Arbeit abstimmen müssen.

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Es entsteht mit der Zeit ein riesiges Gewusel von individuellen Modellen und ganz vielen schwarzen Fäden, die sich kreuzen, überschneiden und manchmal nicht mehr unterscheidbar sind. Die einzelne Verbindung verschwindet in einem schwarzen Fadenknäuel.

Phase 3 - Identifikation von Gravitationszentren

Wir haben nun also eine grosse Fläche vor uns, gefüllt mit vielen individuellen Modellen, verbunden mit noch mehr schwarzen Fäden. Wir arbeiten nun am System und suchen die Stellen, wo sich die meisten schwarzen Fäden kreuzen. Nicht treffen, sondern kreuzen. Dort positionieren wir jeweils ein Modell.

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Ich habe dazu 10 gleiche Modelle eines minimalistischen Turms gebaut und diese verwendet. Gemeinsam mit dem Team haben wir besprochen, wo diese Türme als Symbole von Gravitationszentren positioniert werden sollen. Danach wurden die Türme benannt. Eindeutig definiert.

Phase 4 - Identifikation des Wertbeitrags

Die grosse Wuselfläche voller Modelle mit vielen schwarzen Fäden zeigt uns schon etwas, aber noch nicht wirklich ein klares Bild. Wir müssen also reduzieren und konkretisieren.

In einer ersten Phase reduzieren wir durch geschickte Fragen die Anzahl der Türme. Danach wird jeder Teilnehmende gefragt, wie die Natur seiner Beziehung zu den Türmen oder eben den Gravitationszentren ist. Diese kann entweder steuernd, oder gesteuert sein; oder es fliessen sehr viele Informationen. Natürlich gäbe es noch viele weitere Arten von Beziehung, aber ich wollte ja Komplexität reduzieren.

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Für jede Art der Beziehung habe ich einen Verbindungstyp aus LSP definiert. Die rote Röhre zum Beispiel zeigte an, dass sehr viele Informationen fliessen. Wer das Titelbild genauer anschaut wird dort einiges wiederfinden. Jeder Teilnehmende hat nun am gemeinsamen Modell seine Beziehungen, seine schwarzen Fäden, mit den gewerteten, den neuen Beziehungen ersetzt. Am Ende waren alle schwarzen Fäden entfernt und nur noch klare Beziehungen von Mitarbeitenden zu den Gravitationszentren waren auf der Fläche.

Phase 5 - Ableiten von Massnahmen aufgrund der gewonnenen Erkenntnisse

Die Wahrheit liegt nun auf dem Tisch. Jeder in der Organisation sah sofort, dass die alten Strukturen nicht sinnvoll sind, weil sich die Mitarbeiter aufgrund der gemeinsamen Themen ganz anders organisieren könnten, ja müssten.

Die Gravitationszentren mit ihren Verbindungen zu den Mitarbeitern zeigten klar auf, wer mit wem an was arbeitet. Nun galt es, diese Erkenntnis zu dokumentieren und Massnahmen abzuleiten, wie dieses Modell möglichst schnell Realität werden kann.

Zusammenfassung

In diesem kurzen Script habe ich aufgezeigt, wie eine Organisation mittels LEGO Serious Play in einem Workshop seine Struktur prüfen und gegebenenfalls neu definieren kann. Es ist wichtig zu verstehen, dass hinter jeder Phase eine Fülle von Fragen und damit Moderationstechniken stehen. Das Script soll aufzeigen, was mit LSP möglich ist, es ist allerdings kein Blueprint. 

Falls ihr Fragen zu den einzelnen Schritten habt, einen solchen Workshop für eure Efficient Organisation wünscht oder einfach grundsätzlich die Methode LEGO Serious Play kennen lernen möchtet, hier gibt es ein paar weiterführende Links.

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Footer

Einen Footer gibt es in unseren Blog Beiträgen ja eigentlich nicht, aber versprochen ist versprochen. Hier ein paar Insights zu den verwendeten LEGO Serious Play Sets. Zu finden sind die Sets online, wir bestellen sie hier: https://shop.lego.com/de-CH/Serious-Play-NachThemenwelt

Für einen Workshop dieser Grösse verwenden wir unseren grossen Koffer mit den folgenden Sets:

  • Basic Kit
  • Connections Kit
  • Identity and Landscape Set

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